35mm-Adapter
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Allgemeines - Das andere optische System

Für einen 35mm-Adapter benötigt man ja auch immer eine Optik, die vor die Videokamera gespannt wird, und die ein Bild auf eine Mattscheibe projeziert, welches schließlich abgefilmt werden kann.
Die Entscheidung für diese Optik oder auch die Art und Weise welche Mattscheibe oder wie die Mattscheibe verwendet werden kann ist recht entscheidend für den Aufbau eines 35mm-Adapters und für die Kosten die nachher entstehen.

In der Regel wird man einen 35mm-Adapter bauen oder verwenden der wechselbare Objektive hat. Damit steht fest, daß ein Adapter einen Bajonettanschluß hat. Der Bajonettanschluß bestimmt nachher welche Optjektive man tatsächlich verwenden kann.

In der Praxis haben sich Adapter durchgesetzt, die den Bajonett-Anschluß einer Spiegelreflexkamera aufweisen. Dies ermöglicht vielerlei Bauformen. Es besteht aber auch die Möglichkeit der Verwendung eines Bajonettes für 35mm-Kameras. Damit würde der Bildeindruck natürlich perfekt dem von 35mm-Filmkameras angeglichen werden. Objektive für 35mm-Filmkameras und deren Bajonett sind allerdings sehr teuer. Dazu versuche ich einmal einen Preisvergleich anzustellen. Gehen wir einmal von einem typischen 85mm Portraitobjektiv aus, welches in der Regel als erste hohe Brennweite einen deutlich wahrnehmbaren niedrigen Schärfetiefeneffekt aufweist. Dann sind bei folgenden Bajonetten etwa folgende Kosten für das Objektiv einzukalkulieren:

Bajonett
Objektiv
Preis
Arri-35mm oder Panavision-35mm Filmkamera Objektiv: nicht verkäuflich ca. 100,- Euro Miete/Tag
Canon FD Bajonett SSC F 1:1,8    85mm  Objektiv: ca. 150,- Euro
Nikon F-Bajonett F 1:1,4    85mm  Objektiv: ca. 400,- Euro
Minolta MC/MD-Bajonett F 1:2,0    85mm  Objektiv:
ca. 125,- Euro

Die dargestellten Kosten beziehen sich auf Gebrauchtpreise für die genannten Objektive bei eBay mit Stichprobe zum 01.10.2006. Diese Angaben sollen auch keine Kaufempfehlung darstellen, sondern nur einen Eindruck davon vermitteln, welche Folgekosten für Objektive nach der Wahl eines Bajonetts auf einen zukommen können. Bzgl. der 35mm-Objektive ist auch das googeln schwer. Natürlich mag es Möglichkeiten zum Kauf geben, ich habe jedoch nur Mietangebote gefunden.
Über die optische Qualität lässt sich nicht streiten. Je teuerer eines der oben genannten Objektive ist, umso besser wird in der Regel auch die Abbildungsqualität sein.
Andererseits sollte man aber auch bedenken, daß es nachher eine feste Auflösung gibt, auf die diese Objektive abbilden sollen. Und das ist das normale MiniDV-Format in der SD Auflösung (PAL) von 720x576 Pixeln oder ein HD-Format in einer Auflösung von bis zu 1920x1080 Pixeln. Aufgrund der Auflösungsanforderung von chemischem Film, sollten eigentlich alle Objektive für Spiegelreflexkameras, unabhängig von Hersteller und Bajonett diese Auflösungen liefern (auch darüber wird dann doch ab und zu gestritten).

In der Praxis ergibt sich daher oftmals, daß Bajonette von Spiegelreflex oder Mittelformatkameras für den Adapterbau gewählt werden, da die Objektive verhältnismäßig erschwinglich sind.

Einfachster Aufbau
Aber auch in der Bauform ergeben sich dadurch verschiedene mögliche Varianten. Es gibt zum einen die Möglichkeit durch den Sucher einer vorhandenen Spiegelreflexkamera zu filmen. Dieses System ist am einfachsten, da eine komplette Mittelformat- oder Spiegelreflexkamera ohne Modifikation als Adapter ausreicht. Man muss mit der Videokamera nur in die Sucheröffnung hineinzoomen, und kann das Bild von der Mattscheibe abfilmen, die im Sucher zu sehen ist. Der Vorteil liegt auf der Hand. Das Bild ist nicht seitenverkehrt und steht auch nicht auf dem Kopf. Ein Nachteil ist, daß ein normaler Sucher oftmals Scharfstellungshilfen bereitstellt, welche im Bild mit zu sehen sind. Dem kann man beikommen, indem man andere Mattscheiben verwendet, die keinerlei Scharfstellungshilfen aufweisen und bei bestimmten Kameras auswechselbar sind. Auch gern gesehen sind Kameras mit einem sogenannten Sportsucher, der auch keine Scharfstellungshilfen aufweist, und eine größere Mattscheibenfläche bietet. Diese speziellen Sucher können je nach Kameramodell in der Achse der Kamera ausgerichtet sein (z.B. DV35K), oder nach oben zeigen, was die Montage der Videokamera hochkant zur Optik erforderlich macht (z.B. M35). Einer der Vorteile dieser Aufbauten liegt darin, daß das Bild genau richtig auf das Videoband kommt. Die Bilder sind also nicht seitenverkehrt und nicht auf dem Kopf.
Mit dieser Konstruktion ist man auf das Bajonett der verwendeten Kamera festgelegt.

Ersatz der Filmebene
Es lässt sich auch eine Kamera einsetzen, bei der die Filmebene einfach mit einer Mattscheibe bestückt wird. Hier ist dann schon etwas Bastelei erforderlich (z.B. DV35G). Die Mattscheibe muss dabei auch exakt an der Stelle der Filmebene liegen, damit das Auflagemaß (siehe unten) stimmt. Die Videokamera kann dann in Achse mit dem Adapter betrieben werden und filmt von hinten das Bild ab, wie es eigentlich auf der Filmebene erscheinen würde. Wie bei einigen anderen Konstruktionen auch, bekommt man in dieser Konstellation das Bild nachher seitenverkehrt und auf dem Kopf in die Videokamera. Dies lässt sich zwar in der Postproduction am Rechner leicht korrigieren, aber nicht jeder mag das gern in Kauf nehmen. Oder man betreibt die Kamera kopfüber.
Auch bei dieser Konstruktion ist man natürlich auf das Bajonett der verwendeten Kamera festgelegt.

Adapterneubau
Als mir bekannte dritte Variante bietet sich der Bau eines komplett eigenen Gehäuses an, welches auf der einen Seite ein entsprechendes Bajonett für die Optiken aufweist, die man später verwenden will. Dieses kann man natürlich frei wählen.
Hier gibt es verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten. Die kleinsten und leichtesten Adapter sind so aufgebaut und werden einfach an das Filtergewinde der Videokamera angeschraubt (z.B. Cine DV35 light). Wegen des Gewichts der Objektive ist das allerdings schon eine Belastung für die Gewinde. Aber meist geht das noch. Diese Bauform ist sehr verbreitet und bringt das Bild auch seitenverkehrt und auf dem Kopf auf das Videoband.
In einem eigenen Gehäuse kann man aber noch mehr Aufwand betreiben. Es lässt sich z.B. eine optische Konstruktion bauen, die das Bild wieder seitenrichtig und Kopfrichtig korrigiert. Das erfordert aber in der Regel weitere optische Komponenten, die in der Regel Licht kosten. Auch für besondere Mattscheiben Variationen, wie z.B. die bekannte rotierende Mattscheibe (z.B. FX35) lässt ein eigenes Gehäuse den erforderlichen Platz. Die Videokamera wird dabei in der Regel auch in Achse mit dem Adapter betrieben und ggf. durch eine Schienenverbindung gestützt (z.B. OSA35E). Die größte Schwierigkeit beim Neubau dürfte die perfekte Abstimmung des Auflagemaßes sein.

Das Auflagemaß
Das Auflagemaß wurde schon verschiedentlich erwähnt. Es handelt sich dabei um die Entfernung des Objektivansatzes an die Kamera (also der vorderen Bajonettkante) bis genau zur Filmebene. Und leider muß dieses Maß sehr exakt eingehalten werden, weil sich das Objektiv sonst nicht mehr korrekt bei verschiedenen Brennweiten verhält. Und die Abstimmung dieser Entfernung sollte möglichst mit einer Genauigkeit von etwa 0,01 mm eingehalten werden! Eine derartige Genauigkeit ist von einem Selbstbauer bei einem Adapterneubau natürlich schwer einzuhalten. Aber leider wäre das für einen guten Adapter erforderlich.
Bei professionellen Filmkameras lässt sich das Auflagemaß meist am Objektiv mit einer Schraube noch verstellen. Bei den normalen handelsüblichen Spiegelreflexkameras ist eine derartige manuelle Verstellmöglichkeit normalerweise nicht mehr gegeben (ausser ggf. bei Macro-Objektiven).
Als Ziel oder zur Kalibrierung des Auflagemaßes wird das Objektiv meist in die Einstellung 'Scharf-auf-Unendlich' gebracht. Dann muss durch manuelle Sichtkontrolle das Auflagemaß solange justiert werden, bis das Bild in dieser Einstellung wirklich scharf ist. Leider gibt es leichte Fertigungstoleranzen bei Objektiven, so daß die Justage mit nur einem Objektiv, bei der Verwendung eines anderen Objektives wieder nicht ganz korrekt sein könnte.
Am besten hält man sich bei der Eigen-Konstruktion möglichst genau an die eigentliche Herstellerangabe zum Auflagemaß.
Die Auflagemasse für die bereits oben erwähnten typischen Kleinbild-Spiegelreflex-bajonette lauten z.B.:

Bajonett
Auflagemaß
Nikon F Bajonett
46,50 mm
Minolta SR Bajonett (MF) 43,50 mm
Canon FD Bajonett (FD/FL)
42,00 mm
Quelle Wikipedia.de

Geringe Abweichungen vom geforderten Auflagemaß lassen sich in einer Fotowerkstatt z.B. mit hauchdünnen Unterlegscheiben kompensieren. Für den Selbstbauer mag auch Alufolie ein geeigneter Ausgleich sein.

Objektive
Das andere optische System benötigt ja auch das eine oder andere Objektiv, damit auf der Mattscheibe etwas zu sehen ist. Zur Objektivauswahl lässt sich auch das eine oder andere anmerken. Zunächst einmal wird man in aller Regel auf manuelle Objektive zurückgreifen. Ich kenne keinen Adapter der funktionierende Autofokus-Objektive verwendet und ehrlich gesagt ist mir unklar wie das realisierbar sein sollte.
Bei den manuellen Objektiven wird in der Regel dann auch auf Festbrennweiten zurückgegriffen. Dies liegt vor allem daran, daß diese wesentlich lichtstärker verfügbar sind als Zoom-Objektive und auch bessere Abbildungseigenschaften als Zoom-Objektive aufweisen.
Die Lichtstärke bezeichnet übrigens den Blendenwert mit der größten Öffnung ab dem das Objektiv verwendbar ist. Und der Wert bezeichnet die Helligkeit der Abbildung im Verhältnis zum einfallenden Licht. Ein Wert von 1:1 würde dabei auf dem Film der Helligkeit entsprechen, die auch in der Wirklichkeit vorhanden ist (abweichende und ggf. nicht richtige Erklärung zu Wikipedia).
Dadurch, daß die Gläser der Optik des Objektivs auch Licht schlucken, wird dieser Wert bei 'normalen' Objektiven fast nie erreicht. Extrem gute Werte sind oft 1:1,2 oder 1:1,4. Als gut, bzw. sehr lichtstark kann man in der Regel auch noch Werte von 1:1,7 bis 1:2,0 betrachten. Ab etwa einer Lichtstärke von 3,0 sollte man evtl. Abstand von der Verwendung an einem 35mm-Adapter nehmen.
Am einfachsten sind Objektive im Bereich um die Normalbrennweite von 50mm (Kleinbild-Spiegelreflexkameras) mit hoher Lichtstärke zu produzieren. Derartige Objektive sind mit Lichtstärken zwischen 1:1,4 und 1:2,0 auch sehr günstig zu beziehen.
Umso mehr ein Objektiv aber weitwinklig wird oder als Tele konzipiert ist, umso höher ist der Aufwand einer lichtstarken Konstruktion. Die Preise für Objektive 35mm (oder niedriger) oder 85mm (oder höher) sind dem entsprechend im Lichtstärkenbereich 1:1,4 - 1:2,0 auch entsprechend hoch.
Bei 35mm-Adaptern ist die Betrachtung der Lichtstärke oft sehr wichtig. Dies hat zwei Gründe. Einerseits kostet der Adapter inkl. seiner Mattscheibe meist schon selbst einiges an Licht, und macht das Bild dunkler. Daher möchte man gerne lichtstarke Objektive verwenden, damit durch diese nicht noch mehr Licht verlorengeht. Andererseits würde ein voll aufgeblendetes Objektiv hoher Lichtstärke vor allem auch den Effekt der geringen Schärfentiefe am meisten fördern, was ja bei einem 35mm-Adapter in der Regel erwünscht ist. Daher stammt auch der oft gehörte Rat, bei Verwendung eines 35mm-Adapters immer mit 'Blende voll auf!' an der vorderen Optik zu arbeiten.
Beides klingt einleuchtend, führt mich allerdings auch zu dem, was ich als Paradoxie eines 35mm-Adapters bezeichne. Denn ein voll aufgeblendetes Objektiv erreicht nicht seine beste Schärfeleistung, sondern in der Regel die schlechteste. Und damit ist gar nicht einmal der gewollt unscharfe Hintergrund gemeint, sondern vor allem die Schärfeebene auf die scharf gestellt wurde! Umso mehr ein Objektiv abgeblendet wird, umso mehr nimmt die Schärfeleistung in aller Regel zu. Bei vielen Demobildern von 35mm-Adaptern hat man das Gefühl einer leichten Unschärfe in dem Bereich in dem es eigentlich scharf sein sollte. Dies könnte möglicherweise an einer zu grossen Blende liegen. Blendet man ab, dann wird auch die eigentliche Schärfebene deutlich schärfer. Nachteilig ist dann aber, daß man damit die Schärfentiefe vergrößert, was man ja eigentlich mit dem Adapter vermeiden wollte. Die gewünschte Lichtstärke und die beste Schärfe stehen also gandenlos im Gegensatz bei einem derartigen Adapter. Und das ist leider ein Paradox :-)
In der Praxis könnte sich also ein leichtes Abblenden positiv auf die Schärfe auswirken, und die dadurch verringerte Lichtstärke muss mit einer besseren (helleren) Beleuchtung kompensiert werden. Objektive mit hoher Lichtstärke sind dabei weiterhin nicht schlecht, da sie im Gegensatz zu ihren Kollegen mit grundsätzlich schwächerer Lichtstsärke meist eine bessere Abbildungsgüte besitzen.
Objektive mit hoher Lichtstärke werden übrigens oft auch als 'schnelle' Objektive bezeichnet, wohingegen Objektive mit niedriger Lichtstärke als 'langsam' bezeichnet werden.
Noch ein Wort zu den Zoom-Objektiven. Diese sollen bezüglich der Brennweite flexibel sein. Diese Flexibilität geht aber meistens in der Konstruktion Kompromisse ein, die einerseits oft zu einer deutlich geringeren Lichtstärke führen, und andererseits in der Abbildungsgüte zu chromatischen Abweichungen (Farbfehlern) etc. führen können. Sie sind daher eher weniger zur Verwendung an einem 35mm-Adapter geeignet. Uneingeschränkt empfehlenswert sind Zooms also nicht. Bei sehr guten Zooms mit hoher Lichtstärke, können diese evtl. verwendet werden um Brennweiten zu erzielen, für die oftmals keine Festbrennweiten verfügbar sind (z.B. bei beengten Verhältnissen am Set, gewünschtem Bildausschnitt, der mit vorhandenen Festbrennweiten nicht erzielt werden kann). Ausserdem kann das Scharfstellen mit einem Zoomobjektiv evtl. einfacher durchgeführt werden, wenn der Abstand zum Objekt beim Aufnehmen gleichbleibt, und eingezoomt scharfgestellt wird, aber ausgezoomt aufgenommen wird. Es wäre dann allerdings ein möglichst hochwertiges, und damit teueres Zoom erforderlich.

Fazit
Welches optische System man verwendet ist eine Frage der Kosten und der eigenen Geschicklichkeit beim Selbstbauen. Der eigentliche Adapter weist jedoch immer ein Bajonett für ein bestimmtes Objektivsystem auf, und eine Mattscheibe, die in der Entfernung des Auflagemaßes fixiert ist (oder die Suchermattscheibe, die ohnehin korrekt kalibriert vorhanden ist). Je nach Bauart oder Konstruktion landet das Bild entweder Seitenverkehrt und Kopfüber auf der Mattscheibe oder auch 'Richtigrum'. Im Endeffekt muss das optische System jedoch eine Abbildung des aufgenommen Bildes erzeugen, das dem verwendeten System entspricht, und welches von einer Videokamera abgefilmt werden kann. Die Wahl des optischen Systems hängt wohl vom Geldbeutel, und die Konstruktion ebenso vom Geldbeutel, aber eben auch dem eigenen handwerklichen Geschick ab :-)

Weiterführende Informationen:
z.B. Wikipedia:
- Auflagemaß
- Lichstärke (in der Fotographie)
- Blende


© 2004-2011 Frank Gehde